„1870/71 und die Folgen für das deutsch-französische Verhältnis“
Anlässlich der Einweihung der Erinnerungstafel zu Heinrich Oppermann auf dem Alten Friedhof in Lebenstedt hat am Abend der Historiker Prof. Dr. Gerd Krumeich, einer der Fachleute für das deutsch-französische Verhältnis und den Ersten Weltkrieg, einen Vortrag über den Beginn der mehrere Kriege dominierenden „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich gehalten. Dieser erste wissenschaftliche Vortrag in der Aula der IGS Salzgitter war gut besucht. Interessiert folgten die gut 50 Besucher dem Vortrag von Prof. Krumeich und stellten am Ende weitergehende Nachfragen.
Ausgehend vom Beispiel des Heinrich Oppermann, der 1871 in Frankreich während der Spätphase des deutsch-französischen Krieges starb und dessen Kriegserlebnisse von Schülerinnen und Schülern des jetzigen 13. Jahrganges der IGS-Salzgitter in Zusammenarbeit mit dem Bildungsreferenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Dr. Rainer Bendick, in den Zusammenhang dieses Krieges gesetzt wurde, hat Prof. Krumeich den Zusammenhang zwischen Krieg und Reichseinigung erläutert. Dieser Krieg ist aber nicht nur der letzte der sogenannten „Einigungkriege“ unter Bismarck mit dem Ergebnis der Herstellung eines deutschen Nationalstaates, sondern eben auch der Beginn einer neuen Feindschaft. Neu, weil sie zwischen Frankreich und Deutschland entstand und neu, weil es jeweils fast die gesamte Nation umfasste. Diese Feindschaft, die sich von Generation zu Generation fortsetzte ist mitverantwortlich für zwei Weltkriege mit fast 80 Millionen Toten.
Krumeich stellte deutlich heraus, welche Gründe zusammen diese Feindschaft begründeten. Da war der Verlust von Elsass und Lothringen an Deutschland, der Imperialismus und Nationalismus in beiden Staaten, das Gefühl der Bedrohung durch den jeweils anderen und schlicht die Erfahrungen des Krieges, die beide Bevölkerungen voneinander trennten und zum Teil psychosenhaft einen neuen Krieg, den ersten Weltkrieg, begünstigten und teilweise forderten. Erst die Erfahrungen des letzten Weltkrieges ließ bei den politisch Verantwortlichen de Gaulle und Adenauer den Willen und die Einsicht entstehen, dass sich dieses deutsch-französische Verhältnis grundlegend ändern müsse, sollte Krieg aus Europa verbannt werden. Dennoch droht immer wieder das Aufkommen alter Stereotypen, des alten Nationalismus und überholter historischer Deutung. Diesem zu begegnen sei Aufgabe einer jeden Generation, so Krummeich, und stets Verantwortung für ein gutes deutsch-französisches Verhältnis.
Text und Fotos: Hans Jürgen Gatzen